Alltag im deutschen Sprachgebrauch ist der generische Maskulinum. Damit kennen wir uns alle prima aus.
In der Woche vom 19.-25.11.2012 gilt jedoch für alle, die Wert auf eine geschlechtergerechte Sprache legen, eine temporäre Umstellung auf den generischen Femininum – Warum könnt Ihr auch auf unserer About Seite lesen.
Den meisten von uns fehlt dazu die Übung, auf Twitter gibts dazu schon die ersten Fragen. Wir werden versuchen, alle auch hier zu beantworten.
Es gibt auch schon die ersten Stilblüten, die offensichtlich weniger ernst gemeint sind aber irgendwie auch zum Diskurs gehören. Für die haben wir eine extra Sammlung angelegt – sie finden sich in unserem Tweetgarten (schickt uns die schönsten!).
Hier die versprochenen Tipps für Euch – auch diese werden ständig ergänzt werden, wir lernen ja alle durch die Praxis.
Grammatikalisch richtige Wörter verwenden
Das ist eigentlich ganz einfach. Wörter, die ein eigenes Femininum haben, eignen sich super. Welche, die gequält werden, in dem ein unnatürliches -in angehängt wird, machen keinen Sinn sondern das Anliegen lächerlich. Wenn es um Sachen geht (Beispiel Salzstreuer), dann bleiben die so, wie sie sind. Auch eine tropfende Wasserhenne ist NICHT gemeint mit generischem Femininum. Wenn es um Menschen geht, dann empfielt sich eine andere Wortwahl. Also Mensch nicht durch Menschin ersetzen sondern durch das neutrale „die Leute“ oder eine spezifischere Bezeichnung, bei der es normale weibliche Formen gibt wie etwa „Touristinnen“, „Bürgerinnen“, „Wählerinnen“, „Zuschauerinnen“, „Leserinnnen“, je nach Kontext… – you got it. Besonders bescheuert ist es, an eine bereits weibliche Form ein -in ranzuhängen. Ja, das kam vor.
Kurzfassung:
- das geht: Bürger -> Bürgerin, Leser -> Leserin, Blogger -> Bloggerin, Gärtner -> Gärtnerin,
- das geht nicht: Salzstreuerin, Menschin, Grünin, Mitgliedin, Fräuleinin, e-Zigarettin
Kann „man“ ohne „man“ auskommen?
Ja, wir können das! Jede benutzt es dauernd – das Wörtchen „man“, „man“ macht dies und jenes, „man“ findet die #inwoche cool oder blöd. Aber „man“ ist ein ziemlich eindeutiges Maskulinum, warum muß hier wohl nicht erklärt werden (Hint: hier wurde gerade ein „man“ sprachlich vermieden). In der Woche des generischen Femininum sollten wir mal ohne dieses kleine Mann-Wort auskommen. Das ist gar nicht so schwer.
- Ersetzen durch „jede“ – Bsp. Statt „man kauft doch heute Bahntickets online“ -> „Heute kauft doch jede Bahntickets online“
- Ersetzen durch „frau“ – Bsp. Statt „wie kommt man jetzt am schnellsten zum Bahnhof?“ -> „Wie kommt frau jetzt am schnellsten zum Bahnhof?“
- Ersetzen durch „wir“ – Bsp. Statt „wie kann man diese Krise überstehen?“ -> „Wie können wir diese Krise überstehen?“
- Ersetzen durch Satzumbau – Bsp. Statt „Man kann ja auch Fahrradfahren“ -> „Fahrradfahren geht natürlich auch“
Was ist mit Schneemann? Amtmann? Räuberhauptmann?
- Die meisten Fälle sind ja sehr einfach. „-mann“ nehmen und durch „-frau“ ersetzen.
- Schneemann -> Schneefrau
- Amtmann -> Amtfrau (Amtmännin klingt bescheuert, auch wenn das in Österreich verwendet wird und sogar auf Visitenkarten steht)
- Prügelknabe -> Prügelmädchen
- Räuberhauptmann -> Räuberhauptfrau
Danke an Metaphora42 für diesen Hinweis auf Twitter!
Wenn wir nicht die Woche des generischen Femininum hätten, wären auch die weiteren Tipps von Metaphora hilfreich. Hebt sie Euch einfach auf für nächste Woche!
im buch „die töchter egalias“ wird von frauschen, nicht von menschen gesprochen 🙂
Besten Dank, Frollein Domscheit-Berg. Wobei meine Favoritinnen ja der Womanager, das Gamegirl und das Heinzelweibchen wären.
Ich bin über 18 Jahre alt, daher bevorzuge ich eine Anrede, in der „Frollein“ nicht vorkommt. Im übrigen habe ich „Frollein“ auch als Mädchen schon blöd gefunden, weil es ein inzwischen ja zum Glück fast vergessenes Überbleibsel aus patriarchalichen Zeiten des vorigen (oder war es das vor-vorige?) Jahrhunderts ist.
Ok übertreiben wir jetzt extra? Weil wir ja „normalerweise“ die weibliche Form nehmen, wenn nur Frauen gemeint sind, wenn wir nun nur Männer meinen, nehmen wir trotzdem das gen. F.? Nur damit ich Bescheid weiß. (Seht ihr hab „man“ durch wir ersetzt)
Und sagen wir nun lesbisch statt schwul? (das nervt mich sowieso immer)
Fragen über Fragen!
Mehr Ironie wagen! 🙂
Für alle die sich damit mal auf andere Art und Weise auseinandersetzen wollen.
Ein wunderbares Lied über den generischen Maskulin, bzw eben nicht.
sehr zu empfehlen!
Danke für das Lied! Ich habe es auch in unsere Linksammlung (bei „Mehr Infos“) aufgenommen :-).
„Aber “man” ist ein ziemlich eindeutiges Maskulinum, warum muß hier wohl nicht erklärt werden“ – ich finde schon. In den Wikipedia-Artikeln zum „generischen Maskulinum“ bzw. „generischen Femininum“ kann ich zumindest via oberflächlicher Volltextsuche das Wörtchen „man“ nicht als Diskussionsgegenstand des jeweiligen Diskurses entdecken. Desweiteren wird unter frauensprache.com/man.htm eine ausdrücklich weibliche Etymologie für „man“ behauptet.
Darüber hinaus fehlt zum „Mann“ ja ein Buchstabe; und dass es sich trotz Andersschreibung in der Aussprache nach „Mann“ anhört, sollte kein Kriterium für Schriftsprache sein, solange man auch Gender-Unterstriche und -Sternchen als genderpolitisch aussagekräftig setzt, obwohl man sie nicht laut mitlesen kann. Vielleicht könnte man sogar aus dieser Andersschreibung eine neue Sprachpolitik herleiten: Wörter wie „Zimmermann“ mit einem „n“ weniger schreiben, um sie zu neutralisieren („Zimmerman“). (Das wäre dann mal ein Fall, wo durch Wegnahme des Vermännlichungs-Standards die sprachliche Platz-Effizienz durch Verkürzung steigt statt durch Zeichen-Vermehrung sinkt.)
Also Zimmerman hört sich für mich nicht geschlechtergerechter an als Zimmermann, sorry…
Die bisherigen (zugegeben existierenden) Unzulänglichkeiten in der Darstellung und Umsetzung geschlechtergerechter Sprache sollten uns nicht davon abhalten, nach guten Lösungen zu suchen, die in Wort und Schrift funktionieren und das Ziel erfüllen, die Unsichtbarkeit von Frauen in der Sprache zu beenden. Bei Zimmerman ist es akustisch immer noch ein Mann, der zimmert, die Assoziation ist eine männlich konnotierte. Untersuchungen (siehe unsere Links bei „Mehr Info“) haben mehrfach gezeigt, dass die Sprache auf das Unterbewußtsein wirkt, dass also männliche Bilder im Hinterkopf entstehen, wenn die Sprachbilder männliche sind. Genau deshalb funktioniert ein Zimmerman genauso wenig wie ein Zimmermann.
Eure Aufregerin wg „generischem Maskulinum“ ist ja ziemlich daneben, da die deutsche Sprache 3 grammatikalische „Geschlechter“ besitzt, die nicht unbedingt mit dem „natürlichen“ Geschlecht übereinstimmen müssen (Beispiele: das Kind, das Mädchen, die Person).
Bei (grammatisch männlichen) Täterin-Bezeichnungen ist normalerweise das natürliche Geschlecht der Täterin irrelevant, deshalb ist es eine Fehlinterpretation weibliche Wesen als „nur mitgemeint“ zu betrachten.
Das Problem der deutschen Sprache ist dabei: es gibt keine allgemeine Endung, mit der man das natürliche männliche Geschlecht ausdrücken kann, also kein Äquivalent zum „-in“.
Welche Lösung schlagt ihr vor, um das natürliche männliche Geschlecht explizit zu kennzeichnen? (und während der Woche des generischen Femininums: wie bezeichnet man explizit Frauen? Denn hier umfasst ja z.B.
der Begriff „Läuferin“ per definitionem Männer und Frauen)
Hallo Robert,
ich empfehle Dir, auf der „Mehr Info“ Seite etwas bei den empfohlenen Links herumzustöbern. Dort wird das mit dem grammatischen Geschlecht und seinen Auswirkungen auf Stereotypisierung und Wahrnehmung an etlichen Stellen beschrieben. Es ginge zu weit, das hier als Antworten auch noch mal für jede einzeln zu machen. Dafür gibts ja extra die Page mit „mehr Info“. 🙂 Viel Spaß beim Lesen!
Anke D-B
Mir gings um einen ganz konkreten Punkt (zumindest habe ich auf der „Mehr-Info“-Seite nichts entsprechendes gefunden), nämlich wie man bei einer temporären Umstellung auf „generisches Femininum“ ausdrücken könnte, daß man „rein männliche Leserinnen“ bzw. „rein weibliche Leserinnen“ meint, ohne auf diese holprige Konstruktion mit dem Adjektiv zurückgreifen zu müssen.
zu Zimmermann.= Zimmermannfrau ?????
[…] Was ich als Wissenschaftsblogger selbst tun kann, ist auf die Sprache zu achten. Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch hat vor etwas mehr als einem Jahr einmal klargestellt, dass das generische Maskulinum nicht funktioniert. Das könnt ihr jetzt auch als Film erklärt haben. Ich versuche in meinen Texten mittlerweile, generisches Maskulinum zu vermeiden. Mit den verschiedenen Möglichkeiten, wie Beidnennung , Schrägstrich, Binnen-I, Gendergap oder -sternchen experimentiere ich. Oft lässt sich ein Satz auch durch leichtes Umstellen geschlechtsneutral formulieren. Oder ich verwende einfach mal hin und wieder das generische Femininum. […]